50 Jahre Bürgerliche Wahlgemeinschaft Rottendorf

 

Chronik zur Feierstunde am 09.11.2001, 19 Uhr, Sing- und Musikschule Rottendorf von Josef Nüßlein


Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Freunde der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft Rottendorf,

 

R - wie Rückblick, E - wie Einblick, A - wie Ausblick,


in dieser nach vorne gerichteten Reihenfolge des Alphabets möchte ich mit wenigen Strichen den Werdegang der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft Rottendorf skizzieren.

 

Bürgerliche, freie, unabhängige Wahlgemeinschaften oder Listen waren und sind ihrem Selbstverständnis nach im kommunalpolitischen Bereich eine Alternative zu den programmatisch ausgerichteten politischen Parteien.

 

Bürgerliche, freie, unabhängige Wahlgemeinschaften, das sind Männer und Frauen aus allen Alters- und Gesellschaftsgruppen, sie repräsentieren die Bandbreite beruflicher und konfes-sioneller Orientierung einer modernen, differenzierten und pluralistischen Gesellschaft.

 

Und dennoch:
Trotz aller Unterschiede in den Arbeits- und Lebensbereichen, trotz häufig fehlender Organi-sationsstruktur im Sinne des Vereinsrechts und des Parteiengesetzes, weisen die unabhängi-gen Wahlgemeinschaften eine erstaunliche Integrationskraft auf.

Diese innere Kraft - so meine ich - schöpft ihre Energie aus zwei Quellen:
Die eine Quelle ist die ideologische und politische Toleranz denen gegenüber, die sich ebenfalls in den politischen Wettstreit um das Wohl der Bürgerinnen und Bürger einer Kommune einbringen.

 

Die andere Quelle, aus der freie Wahlgemeinschaften ihre Energie schöpfen, sind Persönlichkeiten. Sie bilden eine solche Gemeinschaft, formen sie und lassen sie zu einem wichtigen politischen Gestaltungsfaktor einer Kommune werden.

 

Ohne solche Persönlichkeiten gäbe es keine Bürgerliche Wahlgemeinschaft Rottendorf, ohne solche Persönlichkeiten gäbe es wohl kaum den andauernden politischen Friede n in unserem Ort und ohne solche Persönlichkeiten des Ausgleichs, der praktizierten Toleranz und der wirtschaftlichen Weitsicht hätte es für Rottendorf nicht den Wandel gegeben, von einem vorwiegend agrarisch bestimmten Ort zu einer modernen, industriell geprägten und die politische Eigenständigkeit bewahrende Gemeinde zu werden.

 

Daher gebühren Anerkennung, Dank und ehrendes Gedenken den Persönlichkeiten aus den Reihen der BWG, die als Gemeinderäte diese für Rottendorf entscheidende und zukunfts-orientierte Entwicklung mitbewirkt haben.

 

Ich bitte Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben und der verstorbenen Gemeinderäte der BWG ehrend zu gedenken.
Wir gedenken der Herren Johann Albert, Ludwig Emmerling, Fritz Hack, Constantin Heller, Hugo Och, Hans Scheder, Otto Schlereth, Reinhold Goll.

Ich danke Ihnen

 

R - wie Rückblick

Im Mai 1945 haben die Alliierten in der Berliner Vereinbarung allen Deutschen jegliche politische Betätigung verboten. Dies bedeutete auch, dass alle Verwaltungseinrichtungen, alle kommunal notwendigen Funktionsträger wie Bürgermeister, Gemeindesekretär, Leiter des Ernährungsamtes, Polizei- und Feuerwehrchef von der jeweiligen alliierten Besatzungs-Macht nach Befragung v.a. der Pfarrer, Lehrer oder politisch unbelasteter Bürger
bestellt wurden.

 

Im Januar 46 fanden die ersten von den Alliierten genehmigten Gemeindewahlen statt. Dazu wurden im Herbst zuvor auf zonaler Ebene Parteien zugelassen. Nicht zugelassen waren die Bayernpartei und Bürgerliche Wahlgemeinschaften.

 

In den zerstörten Dörfern und zerbombten Städten standen in den Nachkriegsmonaten und -jahren weniger die Fragen der großen Politik an als vielmehr die Bedürfnisse und Probleme der Überlebenden.

 

Aus diesem Grund entstand auf überregionaler Ebene nicht nur die Partei BHE - Block der Heimatlosen und Entrechteten - es entstand in vielen Gemeinden auch eine Gruppierung, die jeweils ausschließlich lokale Interessen zu vertreten im Sinne hatte.

So ist es nicht verwunderlich, dass bereits zur 2. regulären Wahlperiode, also vom März 52 bis April 56, nachdem man seitens der amerikanischen Besatzungsmacht von der Einsetzung zur genehmigten Selbstverwaltung zunächst im kommunalen Bereich übergegangen war, dass also im Herbst 1951 - vor genau 50 Jahren - Rottendorfer Bürger für die bevorstehende Kommunalwahl eine eigene Liste aufgestellt haben, und das mit Erfolg.

 

Denn: Vom "Bürgerblock", so die damalige Bezeichnung der bürgerlichen Wahlliste, sind auf Anhieb vier Kandidaten in den damals 10-köpfigen Gemeinderat gewählt worden,

nämlich August Gutjahr, Linus Reichert, Otto Schlereth und Fritz Hack.

Otto Schlereth und Fritz Hack haben sich während der Wahlperiode vom Bürgerblock abgezweigt und bezeichneten sich fortan als Bürgerliche Wahlgemeinschaft.
Otto Schlereth und Fritz Hack sind also die ersten Vertreter der Bürgerlichen Wahl-gemeinschaft im Gemeinderat von Rottendorf.

Schon in der nächsten Wahlperiode - ab März 56 - stellte die Bürgerliche Wahlgemeinschaft mit Johann Albert den 1.Bürgermeister.

 

Und weiter ging's bergauf:

1960 setzte sich nicht nur Johann Albert erneut als 1.Bürgermeister durch, sondern mit ihm zogen die Herren Eduard Hart, Constantin Heller, Hugo Och und Hans Scheder in den Gemeinderat.
Eduard Hart gehörte 24 Jahre lang dem Gemeinderat an, davon 18 Jahre als 2. Bürgermeister.
Er ist ein Mann der ersten Stunde und hat die BWG entscheidend geprägt. Dafür sei ihm an dieser Stelle besonders gedankt.


Übrigens: Frau Irmgard Krapf kandidierte als erste Frau 1972 auf der BWG-Kandidatenliste.

 

Herr Michael Leprich, damals Vertreter für den BHE, ging eine Listenverbindung mit der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft ein und in Folge damit eine bis heute dauernde Verbindung mit der BWG, die ihn als Ehrenmitglied in ihren Reihen hält. Herr Leprich, danke für Ihre langjährige Treue zur BWG!

 

Im Mai 1984 wurde die BWG-Frauengruppe gegründet. Sie verschönt und verwöhnt nicht nur den männlichen Teil der BWG, sondern engagiert sich auch im sozialen Bereich. Ich erinnere nur an die Kinderbetreuung in der Vorweihnachtszeit.

 

Als Ergebnis dieser positiven Entwicklung ist festzuhalten:

Seit 1990 ist die Bürgerliche Wahlgemeinschaft im 16-köpfigen Gemeinderat mit vier Räten vertreten, seit 1996 stellt sie mit Rainer Fuchs wieder den 1. Bürgermeiter von Rottendorf.

 

E - wie Einblick

Das Gesicht - neudeutsch outfit - der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft hat sich in den letzten Jahren geändert, jedoch nicht das Herz:
Aus dem bisher gewohnten Grün als Plakatfarbe wurde ein sattes, emotional ansprechendes Gelb.
Aus einer lockeren Verbindung kommunalpolitisch interessierter Bürgerinnen und Bürger, die sich ausschließlich zur Kandidatenaufstellung zusammengefunden hatten, wurde 1996 ein eingetragener Verein.
Die Bürgerliche Wahlgemeinschaft hat sich eine Satzung gegeben, erhebt einen bescheidenen, mehr symbolischen Mitgliedsbeitrag und erfreut sich einer steigenden Mitgliederzahl.


Unser 50. Mitglied ist gleichzeitig auch unser jüngstes.

Dass Persönlichkeiten Puls und Herz der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft sind, habe ich schon erwähnt. Und eben auch deshalb hat der Generationenwechsel so reibungslos geklappt: Von ehemals als "Altherrenriege" und "Wahl-Eintagsfliege" oft despektierlich abgetan, hat sich die Bürgerliche Wahlgemeinschaft Rottendorf zu einer Gemeinschaft entwickelt, die geprägt ist von vorbildlichem Teamgeist und die geprägt ist auch v.a. von engen persönlichen Kontakten, ja von innigen Freundschaften.

 

Auf dieser Basis von engen persönlichen Beziehungen, verknüpft mit ideologischer und politischer Toleranz sowie mit Bemühen um Ausgleich - was nicht zu verwechseln ist mit Vetterles-Wirtschaft, Konturlosigkeit und Jedem-nach-dem-Mund-reden -
erwächst die kommunale BWG-Politik.

 

Die Vertreter der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft im Gemeinderat von Rottendorf erwiesen sich und erweisen sich immer wieder als demokratisch unverzichtbare Kontrolleure der Verwaltung, als ausgleichende Mitstreiter auch bei interfraktionellen Problemen und als Wegweiser für die soziale, wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung Rottendorfs.

 

Die Bürgerliche Wahlgemeinschaft sucht auch immer wirder den Kontakt mit allen Bürgerinnen und Bürgern.


Unvergessen wird jedem bleiben, der an einer erlebnisreichen Wanderfahrt der BWG teilgenommen hat, sei es in den Thüringer Wald, sei es in fränkische Gefilde, etwa nach Vierzehnheiligen. Jeder, der teilgenommen hat, hat etwas von dem Gemeinschaftsgeist gespürt, der von der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft ausgeht.

Auch bei den bisherigen Dorffesten hat die BWG nicht nur bei den Schoppenpfetzern und anschließenden Nachtschwärmern im Anwesen Erk einen positiven und dauernden Eindruck hinterlassen.

 

Mein Fazit:

Die Bürgerliche Wahlgemeinschaft ist in Rottendorf nicht mehr nur eine politische Gruppierung, sondern sie ist auch zu einem festen sozialen und dörflichen Bestandteil Rottendorfs geworden.

 

A - wie Ausblick

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

50 Jahre eheliche Gemeinschaft sind heutzutage eher selten. Wer sie beglückt erleben kann, wird eher auf Vergangenes als auf Zukünftiges seinen Blick richten.

 

Nun ist die BWG aber beileibe keine auch nur ehe-ähnliche Gemeinschaft.
Sie ist aber auch kein traditioneller Verein, dessen Wurzeln vielleicht sogar über 100 Jahre zurückreichen könnten.

 

Die Bürgerliche Wahlgemeinschaft Rottendorf ist eine besondere Gemeinschaft, denn sie hat von beidem etwas:

- Sie bildet seit 50 Jahren eine Gemeinschaft von Bürgern zum Wohle Rottendorfs,
- Sie vereint seit 5 Jahren in einer organisierten Gemeinschaft ihre Freunde und Gönner, und sie wird in den nächsten Jahren mit dem alten und neuen Bürgermeister Rainer Fuchs und mit der für Rottendorfs Zukunft notwendigen BWG-Mannschaft in den bevorstehenden Wahlkampf gehen, diesen fair führen und: - damit komme ich zum Schluss:

Die Bürgerliche Wahlgemeinschaft wird in Rottendorf in Zukunft die stärkste politische Kraft!

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit

    Josef Nüßlein

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