55 Jahre Bürgerliche Wahlgemeinschaft Rottendorf

 

Chronik zur Feierstunde am 23.11.2007, 19.30 Uhr, Sing- und Musikschule Rottendorf von Josef Nüßlein

 

„Lasst uns Menschen werden, damit wir wieder Bürger, damit wir wieder Staaten werden können.“

 

 

Diese Aufforderung  Pestalozzis – meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft Rottendorf – klingt als eine allzu allgemeine Aussage über das allzu allgemein Menschliche.

 

Was hat sie hier zu suchen – die Aufforderung eines Volkspädagogen und Sozial-Reformers um 1800 - bei der 55-Jahr-Feier der BWG Rottendorf?

Ich denke, als 1.stellvertretender Vorsitzender der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft schulde ich Ihnen darauf eine klärende Antwort.

 

Mensch – Bürger – Staat:

 

Diese Dreiecksbeziehung ist mit Recht Programm für alle menschliche  Erziehung im Sinne Pestalozzis. Denn nur sie vermag es, dass der Mensch als  Individuum in Verantwortung für andere - eben als Bürger – eine Gemeinschaft formt, die ihm persönliche Entfaltung als Zeichen menschlicher Freiheit und Würde garantiert.

Bürger sollen wir werden, also für den anderen bürgen, einstehen, d.h. auch sich einbringen für andere, damit ein Staat entsteht. Ein Staat im Sinne einer organisierten Gemeinschaft, in der der Einzelne sich nicht nur selbst verwirklichen kann, sondern auch zum Wohle anderer beitragen soll.

 

 „Der Mensch ist Orientierung und Zielpunkt allen Einsatzes der BWG“  und

„Bürgernah ist unsere Politik, weil wir den Menschen in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen.“

 

Diese beiden Zitate aus den Wahlaussagen der BWG zur Kommunalwahl 2002 haben auch heute ihre Gültigkeit. Dem jungen, dem erwachsenen und dem alten Menschen in unserem Ort  Freiräume schaffen für eine positive Persönlichkeitsentfaltung – das ist unser Verständnis von bürgernaher Politik.

 

Mensch – Bürger – Staat:

 

Diese Beziehung muss demnach Programm aller demokratischen Politik sein, weil nur sie es vermag, gleichzeitig sowohl den Einzelnen als auch die Gemeinschaft im höchstmöglichen Grad zu fördern.

 

Diesem Programm – die entfalteten Fähigkeiten des Einzelnen in Verantwortung für und zum Wohle des Ganzen einzubringen – fühlte seit Beginn und fühlt sich heute mehr denn je die Bürgerliche Wahlgemeinschaft verpflichtet.

 

Ein erstes Fazit:

Bürger sind eine demokratisch unabdingbare politische Gestaltungskraft zum Wohle aller  in einer Kommune.

 

Dieser politischen Dimension stand der von der sogenannten 68er- Generation negativ beladene Begriff des Bildungs- und Wirtschaftsbürgertums entgegen.

Die 68er sprachen den Bürgerlichen – teilweise auch zu Recht – die Fähigkeit ab, Neues zu akzeptieren oder gar zu gestalten.

 

Aber gerade dennoch:

Die bürgerlichen Kräfte waren es, die im 19.Jdht. dem Menschen und dem Bürger nicht nur

Würde und Rechte zugesprochen haben, sondern auch Pflichten. Pflichten nämlich zur Gestaltung der momentanen Lebenssituationen.

So ist es nicht verwunderlich, dass in vielen zerbombten Dörfern und Städten schon in den  ersten Nachkriegsmonaten und –jahren eine Gruppierung entstand, die jeweils die lokalen alltäglichen Bedürfnisse und Probleme im Auge hatte. Gleichzeitig behielten die Männer der ersten Stunde den Aufbau einer menschlichen öffentlichen Ordnungsform im Auge.

 

Zur 2. regulären Wahlperiode, vom März 52 bis April 56, also vor 55 Jahren, wurden in Rottendorf  auf Anhieb 4 Kandidaten des „Bürgerblocks“, so die damalige Bezeichnung der

bürgerlichen Wahlliste, in den 10-köpfigen Gemeinderat gewählt, nämlich

August Gutjahr, Linus Reichert. Otto Schlereth und Fritz Hack.

Und schon in der nächsten Wahlperiode – ab März 56 – stellte die Bürgerliche Wahlgemeinschaft mit Johann Albert den 1.Bürgermeister.

 

Auch in der zu Ende gehenden Wahlperiode bewies die BWG-Fraktion  Verantwortungs-bewusstein und Weitblick für das Wohl Rottendorfs und seiner Bürgerinnen und Bürger:

 

Ich erinnere nur an den Antrag der BWG-Fraktion, die Gemeinde möge junge Familien dadurch entlasten, indem sie die Elternkosten für ab dem 2.Kind im Kindergarten übernimmt. Gleiches solle auch gelten für die neugeschaffene Kinderkrippe.

Ich erinnere ferner an den Antrag der BWG-Fraktion, das Büchergeld auszusetzen bzw. abzuschaffen.

Ich verhehle dabei nicht, dass auch die SPD-Fraktion gleichzeitig einen gleichlautenden Antrag einbrachte.

 

Der heiß und kontrovers diskutierte Erwerb des sogenannten Wasserschlosses im Zusammenhang mit dem Bau des katholischen Pfarrzentrums wird – auch wenn z.Zt. noch kein Nutzungskonzept vorliegt – sich meiner Meinung nach als eine historisch äußerst bedeutsame Entscheidung in gesellschaftlicher und städtebaulicher Hinsicht erweisen.

 

Kurz:

Die BWG-Fraktion hat zu allen Entscheidungen beigetragen, die Rottendorf und ihre Bürgerinnen und Bürger zum Wohle gereichen.

 

Damit ein zweites Fazit:

Bürgerliche Gestaltungskraft in einer Kommune reagiert mit Augenmaß und Weitsicht auf  gegenwärtige Probleme und Notwendigkeiten, sie macht  Machbares machbar.

 

Mensch –Bürger – Staat

 

Als vor nunmehr 55 Jahren – Sie brauchen nicht zu rechnen, es war 1952 -  

Männer mit politischer – nicht parteipolitischer Gesinnung  - sich zusammengetan haben, das Bauern- und Eisenbahnerdorf Rottendorf  den Bedingungen einer neuen sozialen und

wirtschaftlichen Wirklichkeit anzupassen, konnten sie nur hoffen, mit ihren Entscheidungen

Ihr, unser Rottendorf, zu einer liebens- und lebenswerten Vorstadtgemeinde zu gestalten.

 

Und es ist ihnen gelungen.

 

Deshalb blicken wir auch mit Dankbarkeit auf unsere Gründungsväter zurück.

Mit besonderer Freude darf ich zwei Herren namentlich erwähnen:

Herrn Michael Leprich und Herrn Eduard Hart.

 

Herr Leprich ging als Vertreter des BHE, des Bundes der Heimatlosen und Entrechteten,

eine Listenverbindung mit der Bürgerlichen Wahlgemeinschaft ein und legte damit den

Grundstein für eine starke parteipolitisch freie Gestaltungskraft in Rottendorf.

Gleichzeitig, und das zeugt von seinem kommunalpolitischen Weitblick, leistete er damit in vorbildhafter Weise einen sehr wichtigen Beitrag zur Integration einer heimatlos gewordenen und vertriebenen Gruppe, den Siebenbürgern, denen wir auch heute noch

nicht nur eine kulturelle Bereicherung für Rottendorf verdanken.

 

Michael, herzlichen Dank im Namen der BWG für Deine Aufbauleistung und Deine lang-jährige Treue zur BWG!

 

Herr Eduard Hart ist ein Mann der ersten Stunde. Er hat wie zuvor kein anderer die BWG

entscheidend geprägt.

24 Jahre lang gehörte er dem Gemeinderat an, davon 18 Jahre als 2.Bürgermeister.

Sein Wort hatte immer Gewicht, seine Meinung war weitblickende Gestaltungskraft,  immer auch bedacht auf Ausgleich, seine Entscheidungen hat er sachorientiert getroffen und bezogen auf  die kulturelle und wirtschaftliche Weiterentwicklung Rottendorfs zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger.

 

Eduard, herzlichen Dank auch Dir im Namen der BWG für Deine „Vaterschaft“ und Deine herausragende Leistung für die BWG. 

 

Damit ein drittes Fazit:

 

Bürgerliche, bürgernahe Politik – im besonderen Maße verwirklicht durch die bürgernah

„Freien“ – ist Garant für eine Kommunalpolitik, die den Menschen sieht als ein

in eine Gemeinschaft eingebundenes Individuum. Dadurch weist sie ihm die Rolle eines verantwortungsbewussten Gestalters einer Kommune, eines  Staates im Kleinen, zu.

 

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

Die Bürgerliche Wahlgemeinschaft hat in den letzten 55 Jahren einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass unser, dass Ihr Rottendorf liebens- und lebenswert geworden ist.

 

Sie hat – um nur einige Beispiele zu nennen – dazu beigetragen,

  • dass Gemeinschaftsgefühl gefördert und gepflegt wird, ich erinnere an die sehr beliebten jährlichen Rennsteigwanderungen und an das „Weindorf“ beim Dorffest,
  • dass finanzielle Hürden überwindbar werden bei z.B. Geschwisterkindern im Kindergarten,
  • dass Senioren/innen in ihrem heimatlichen Wohnumfeld wohnen und gepflegt werden,

 

Sie alle kennen die Seniorenbegegnungsstätte und das Seniorenzentrum

  • dass unser Rottendorf städtebaulich sich hervorragend präsentieren kann,

denken Sie nur an den Zehntplatz und den Kirchplatz,

  • dass wir alle durch den Wirtschaftsstandort Rottendorf und den lebens- und liebenswerten Wohnort Rottendorf an Lebensqualität gewinnen.

 

Helfen Sie uns, helfen Sie sich, dass dies weiterhin so bleibt, indem Sie unserem/Ihrem Bürgermeister Rainer Fuchs und den Kandidaten/innen der BWG bei der Wahl am 2. März 2008 Ihre Stimmen geben.

 

Ich danke Ihnen für Ihr geduldiges Zuhören.

 

Josef Nüßlein

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